Artikel aus der Wetterauer Zeitung vom 22.08.2025
Von: Christopher Michel, Christoph Sommerfeld
Wieder Leben herrscht auf der Sportanlage des FC Hessen Massenheim. Der Verein hat sich im Vorstand neu aufgestellt und mittlerweile wieder viele Jugendliche angelockt.
Der FC Hessen Massenheim stand in seiner alten Form kurz vor dem Aus. Dann aber hat die neue Satzung und eine etwas glückliche Fügung den Bad Vilbeler Stadtteil-Klub gerettet.
Idyllisch ist der Blick über den großen Rasen- und angrenzenden Kunstrasenplatz des FC Hessen Massenheim. Auf der grünen Wiese tobt sich eine der insgesamt neun Jugendmannschaften aus. Was so selbstverständlich aussieht, ist nur durch enorme Kraftanstrengung etlicher Ehrenamtlicher zu stemmen.
Beim 1930 gegründeten FCH, einem reinen Fußballverein, wären die Lichter Anfang 2024 beinahe ausgegangen. Urgestein Oliver Scharrer wollte als Vorsitzender in dieser Form nicht mehr weitermachen. Interimsweise übernahm er das Amt. Zu diesem Zeitpunkt war jedoch schon klar, dass es eine Änderung der Satzung – und damit der Verteilung der Arbeit – geben muss.
In einer am 11. März 2024 einberufenen Infoveranstaltung gab es Klartext. »Wir haben viele aus ihrem Dornröschenschlaf geweckt«, sagte Scharrer rückblickend über den Wendepunkt. Die in den vergangenen Jahren nur scheibchenweise aktualisierte Satzung wurde auf links gedreht und kernsaniert. Plötzlich war klar: Auch beim FC Hessen können nicht zwei oder drei Hände alles regeln.
Am 29. März 2025 kam es zur entscheidenden Versammlung. Danach war die inzwischen auch rechtlich auf sicheren Füßen stehende Revolution angestoßen. Der neue Vorstand besteht seit Frühjahr 2025 aus sieben Köpfen: Carsten Taucher (Allgemeine Verwaltung), Pascal Goldmann (Alte Herren), Patrick Schäfer (Finanzen), André Brzezowski (Jugend), Thorge Albat (Kommunikation und Sponsoring), Jens Kutzke (Senioren) und Klub-Legende Scharrer (Liegenschaftsverwaltung). Die Stimmung hat sich seitdem merklich verbessert. »Rückblickend betrachtet war es gut, dass es so gelaufen ist. Die Menschen im Verein haben in der Vergangenheit immer Oliver Scharrer gesucht. In der Hauptversammlung wurde dann irgendjemand gewählt und niemand hat mitbekommen, wie viel Arbeit dahintersteckt«, erkannte Taucher.
Der Knalleffekt bei der Infoveranstaltung, an der 25 Mitglieder teilnahmen, habe Bereitschaft geweckt. Thorge Albat beispielsweise stieg beim Workshop »FCH 2030« am 11. März 2024 ein. Seit 2016 spielt sein Sohn bei den Hessen Fußball. Albat freut sich über den neuen Weg, den der FCH geht. Vorher habe der Klub eigentlich nur aus dem Vorstand und den Herrenteams bestanden.
»Man hatte nur Kontakt aus dem Trainingsumfeld der Kinder. Es gab ansonsten keine Verbindung zu den anderen Mannschaften. Da wächst gerade etwas zusammen. Es ist eines der Ziele, dass wir wieder einen lebendigen Klub haben«, erklärte Albat. Die Massenheimer erleben wieder bessere Zeiten auf dem Feld. Die D-Jugend wurde Meister in der Kreisklasse und stieg in die Kreisliga auf. Die Alten Herren boomen nicht erst seit dem Sieg des Kreispokals 2024. Erinnerungen an frühere Zeiten, als Vollbetrieb von unten nach oben herrschte, werden wach.
Aktuell sind bei den Jungs die Altersklassen C- bis G-Junioren besetzt. Für den weiblichen Nachwuchs aus Massenheim gibt’s die MSG Bad Vilbel, die aber in Dortelweil ihr Zentrum hat. In die Karten spielte dem FCH dabei in den letzten Monaten auch der Zuzug, der durch die Neubaugebiete »Stadtgärten« und »An der Ziegelei« entstanden ist. »Dadurch hat sich auch der eine oder andere engagierte Vater gefunden, der die Kids trainiert«, informiert Gert André, der beim FCH ebenfalls für den Bereich Kommunikation zuständig ist und unter anderem die Homepage pflegt. »Die sind nicht alle als Trainer ausgebildet, aber haben sich unglaublich gut rein gearbeitet.« Etwa die Hälfte der 450 Mitglieder derzeit sind Kinder und Jugendliche.
Die Satzungsänderung im Frühjahr war nur der Startschuss. Diese Wahl verhinderte zunächst den Gang zum Amtsgericht und die temporäre Zwangseinsetzung einer externen Kraft. Dabei sehnt sich gerade solch ein Verein nach Lebendigkeit, Einzigartigkeit und Euphorie. Dafür braucht es Menschen, die ihren Stil einbringen und mit Leidenschaft vorleben.