Zum weiteren Saisonverlauf lesen wir in der Wetterauer Zeitung vom 04.05.20. Von Philipp Keßler.
HFV-Sitzung: Immerhin der Zeitplan steht
Es wird ernst: Der Hessische Fußballverband hat sich am Samstag einen Zeitplan gesetzt, um bis Ende Mai endgültig zu entscheiden. Die Vereine sollen dabei eine zentrale Rolle spielen.
Knapp dreieinhalb Stunden tagte der Vorstand des Hessischen Fußballverbands (HFV) am Samstagvormittag virtuell, um in Zeiten der aufgrund der Coronavirus-Pandemie immer noch ausgesetzten Saison über mögliche Szenarien für die Zukunft zu diskutieren. Die große Entscheidung blieb aus – sie war auch nicht erwartet worden, denn letztlich wartet der Fußball auf weitere Signale aus der Politik.
Da diese am 30. April nicht gekommen waren, liegen nun die Hoffnungen auf einer Sitzung von Bundeskanzlerin und Ministerpräsidenten am Mittwoch, in denen das Thema Sport eine besondere Rolle spielen soll. Mit einer Lockerung bei kontaktlosen Freiluftsportarten wie Tennis oder Golf wird gerechnet, die Aufhebung der Kontaktbeschränkungen und des Abstandsgebots, was beides für den Fußball zentral wäre, wird dagegen nicht erwartet. Zudem sind Großveranstaltungen ohnehin bereits bis einschließlich 31. August verboten.
Entscheidung auf Verbandstag bis Ende Mai geplant
Immerhin: Der HFV hat nun einen klaren Terminplan, um weiter zu verfahren: Sollte bis zum 6. Mai keine Entscheidung seitens der Politik vorliegen bzw. keine Lockerungen kommen, sollen die Kreisfußballwarte und die Regionalbeauftragten für ihren Beritt ein Stimmungsbild der Vereine einholen – Saison zu einem späteren, noch unbekannten Zeitpunkt fortsetzen oder abbrechen? Bei Letzterem ginge es dann auch um die Frage, ob die Saison bislang gewertet wird – und wenn ja, wie – oder auch gar nicht. Bis zum 16. Mai soll dieses Stimmungsbild vorliegen, denn dann will der HFV-Vorstand, der für die Vereine in der Zwischenzeit eine „virtuelle Präsidiumssprechstunde“ anbieten will, erneut tagen, um eine endgültige Entscheidung vorzubereiten.
Diese soll dann mit einem außerordentlichen Verbandstag Ende Mai verabschiedet und damit auch rechtlich so wasserdicht gemacht werden, dass sämtliche Haftungsrisiken ausgeschlossen sind. Das alles soll ebenfalls virtuell erfolgen. Die zehn hessischen Fußballkreise, die bereits ihre Kreisfußballtage abgehalten haben, können dazu ihre neu gewählten Delegierten ins Rennen schicken, der Rest nimmt diejenigen, die bereits 2016 im Einsatz waren – auch das ist rechtlich mithilfe eines Gutachtens bereits geklärt. Letzte Details, etwa zur Gültigkeit von virtuellen Abstimmungen, sollen in der Satzung noch nachgebessert werden.
Friedberger Kreisfußballwart Thorsten Bastian lobt HFV-Vorgehen
„Ich finde, der HFV macht das vorbildlich“, sagte Thorsten Bastian (Rockenberg) nach der Sitzung zufrieden. Der Friedberger Kreisfußballwart und Beauftragte für die Region Frankfurt findet die Strategie, „auf Sicht zu fahren“ weiter richtig, das Verhalten des HFV in der Coronavirus-Krise „sehr seriös“. Die Einbeziehung der Vereine mittels des Stimmungsbildes, der Sprechstunde und des virtuellen Verbandstages sei „ideal“, um eine Entscheidung herbeizuführen, die eine möglichst breite Basis habe, auch wenn man natürlich egal mit welchem Szenario am Ende nicht allen Vereinen gerecht werden könne.
Für die Befragung der „Friedberger“ Vereine habe er bereits den Rechtsexperten und HFV-Vizepräsidenten Torsten Becker (Hanau) als zusätzlichen Ansprechpartner gewinnen können, die Technik sei bereits getestet und funktioniere gut. „Es ist ein Angebot an unsere Vereine. Denn entscheidend ist, was wir für sie tun können – und nicht was einzelne Personen, wie etwa ich als Kreisfußballwart denken“, sagt Bastian und hofft entsprechend auf viele Teilnehmer. „Offen und transparent zu sein, ist ganz wichtig“, sagt er. Gleichzeitig werde er sich aber auch für die speziellen Belange des Kreises Friedberg einsetzen, um etwa die Zahl der Mannschaften in der Kreisoberliga möglichst wieder steigern zu können.
Abwarten, was die höheren Ligen machen
Übrigens: Ganz frei ist der HFV in seiner Entscheidung noch nicht, denn auch auf die darüber befindlichen Ligen kommt es an. Während in der 3. Liga inzwischen mehr oder weniger öffentlich diskutiert wird, ob und wann weitergespielt werden soll, hat auch die Regionalliga Südwest noch keine endgültige Entscheidung getroffen. Auch das könnte in die „intensiven Diskussionen“, die Bastian nun unter den hessischen Fußballern erwartet, mit einfließen.
Unterstützung in seiner positiven Einschätzung der Samstagvormittag-Runde beim HFV bekommt Bastian von seinem Gießener Amtskollegen Henry Mohr. Der sagt: „Obwohl es wie erwartet keine Entscheidung gab, sind wir trotzdem weiter, denn es ist wichtig, einen Terminplan zu haben. Die Vereine wollen wissen, woran sie sind – auch wenn das aktuell natürlich eine Sondersituation ist, die es für alle schwierig macht.“ Mohr rechnet mit einem Saisonabbruch, da gerade die Kontaktsportarten vermutlich eher später als früher von Lockerungen betroffen wären. Dies entspricht auch einem Stimmungsbild im Kreis Gießen, das er über die Klassenleiter vor rund drei Wochen habe einholen lassen.
Für ihn wäre bereits die Erlaubnis von Trainingseinheiten in Kleingruppen ein Erfolg, da er vor allem im Jugendbereich massive Verluste an Spielern durch die lange Zwangspause befürchtet. „Doch zunächst einmal muss in der Wirtschaft wieder vieles laufen“, sagt er. „Da ist der Fußball eben jetzt hinten dran.“